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17 auf einen Strich

Illustratoren zeichnen für Europa

17 auf einen Strich


Dieser Anblick hatte Seltenheitswert: Am Messe-Donnerstagabend haben elf Illustratoren aus fünf europäischen Ländern gemeinsam auf einem Sofa Platz genommen. Eingeladen hatten wir ins HoRsT im Frankfurter Gallusviertel. Unter dem Motto Zeich(n)en für Europa hatten wir unsere Illustratoren gebeten, ihre Sicht auf Europa und die EU aufs Papier zu bringen. An diesem Abend waren die Ergebnisse das erste und einzige Mal zu sehen. Die Zeichnungen übergab Verlagsleiter Markus Weber anschließend an Pulse of Europe. Im Laufe des Jahres sollen sie im Internet versteigert werden.

Ein Stier, der mit den Sternen der europäischen Fahne jongliert; ein kleines Kind wohlig eingebettet in einen gelben Stern; eine fragile Menschenpyramide und eine EU-le, das neue Wappentier der Europäischen Union – das, was die 17 Illustratoren auf Einladung des Frankfurter Moritz Verlag gezeichnet hatten, war so vielfältig wie Europa selbst es ist. Impulsgeber für den Ausstellungsabend waren, wie Verlagsleiter Markus Weber während seiner Begrüßung ausführte, die politischen Entwicklungen der jüngeren Vergangenheit: Brexit, Trump, das Verhalten Ungarns, das Verhältnis zu Polen, die drohende Abspaltung Kataloniens von Spanien.

Als Verlag mit einer Vielzahl europäischer Autoren und Illustratoren war es für den überzeugten Europäer Weber daher naheliegend, während der Buchmesse einen Abend zu organisieren, um ein Zeichen für Europa zu setzen. »Ich wollte unsere Illustratoren, die nach Frankfurt kommen, zusammenbringen«, sagte Markus
Weber. Als Europäer, die ein Zeichen für die Gemeinschaft setzen. Und alle haben mitgemacht.

Mehr als das: Sie haben zugestimmt, ihre Unikate Pulse of Europe zu überlassen, der pro-europäischen Organisation, die ihren Ursprung in Frankfurt hat und sich mittlerweile in rund 20 Ländern für den europäischen Gedanken einsetzt, »damit auch die künftigen Generationen von Europa profitieren«, sagte Karl Burkhard Haus, Gründungsmitglied von Pulse of Europe.

Auf dem Sofa, auf dem die anwesenden elf Illustratoren Platz genommen hatten, wurde es dann sehr persönlich, als sie über ihre ausgestellten Zeichnungen sprachen: als Axel Scheffler und Patrick George ihre Gedanken zum Brexit aussprachen, als Antje Damm von ihrer türkischen Kindheitsfreundin, von der Freude über den Beginn der Beitrittsgespräche mit der Türkei erzählte und als Jutta Bauer ihren vor Kraft strotzenden Stier als Sinnbild für den europäischen Lobbyismus entlarvte. Für Thé Tjong-Khing, Altmeister der europäischen Illustration, der eine fragile Figurenpyramide gezeichnet hatte, ist das Konstrukt Europa zu zerbrechlich, als das es die Zeiten überdauern könne. Und der Frankfurter Jörg Mühle gestand, dass es viel einfacher sei, etwas Kritisches über Donald Trump zu zeichnen, als etwas Positives zu Europa. Entschieden hat er sich letztlich für ein Paradiesgärtchen, in dem gerade Ruhepause ist.

Im Laufe des Jahres wird Pulse of Europe die Illustrationen meistbietend im Internet versteigern.

Gezeichnet haben für den Moritz Verlag: Kristina Andres (Deutschland), Jutta Bauer (Deutschland), Stephanie Blake (Frankreich), Anne Brouillard (Belgien), Antje Damm (Deutschland), Claude K. Dubois (Belgien), Katja Gehrmann (Deutschland), Patrick George (Großbritannien), Susanne Göhlich (Deutschland), Ole Könnecke (Deutschland), Sabine Lohf (Deutschland), Edouard Manceau (Frankreich), Jörg Mühle (Deutschland), Thomas Müller (Deutschland), Andreas Német (Deutschland), Axel Scheffler (Großbritannien) und Thé Tjong-Khing (Niederlande).